Tramperromanze
Text und Musik: Michael Sallmann
Es war Sommer geworden,
Das Jahr hing überm Land,
Schwer, wie Birnen reif und weich an den Bäumen.
Es war Sommer geworden,
Die Tramper zogen los,
Voll von Fernweh und wildgewachsenen Träumen.
An Fernstraßen, an Wegen,
An jeder Autobahn
Standen sie, grauem Alltag zu entfliehen.
Von Karl-Marx-Stadt nach Rostock,
Mit dem Lastzug nach Prag,
Tausend Zwängen der Zeit den Zahn ziehen!
Ein neuer Weg!
Man kommt aus seiner Haut.
Bald spürst du voller Hoffnung,
Daß deine Seele taut.
Ein neuer Weg
und ist es auch nur Flucht.
Der Mensch findet doch nie sein Glück,
wenn er nicht danach sucht.
So ein Typ kam am Tag nur
Bis zum Hermsdorfer Kreuz,
Im Rucksack Waschzeug, Schnaps und Zigaretten.
Er rollt’ sich in die Decke,
Blies die Harmonika,
Träumte, daß wir alle Freiheit schon hätten.
Plötzlich stand da ein Mädchen,
Ganz jung und in Blue Jeans,
Der war es so wie ihm ergangen.
Sie trank von seinem Wodka,
Er aß von ihrem Brot,
Beider Augen hatten sich schon längst gefangen.
Ein neuer Weg …
Sie erzählten noch lange
Bar jeder Heuchelei.
Dann liebten sie sich heiß, die Lippen brannten.
Inmitten von Feldblumen
Glomm eine Rose schwarz,
Beide fühlten etwas, was sie Menschsein nannten.
Nach der Nacht hinter Büschen
Aber trennten sie sich.
Das Mädchen fuhr nach Süden, er nach Norden.
Es war Sommer schon lange,
Zwei Tramper zogen los,
Sagt, was ist wohl aus ihnen geworden?
Ein neuer Weg …