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LP „Queitsch 1979:

Erschienen 1979 bei Trikont München.
Salli Sallmanns erste eigenständige Plattenproduktion (im Westen) überhaupt, sollte ursprünglich bei Eigelstein in Köln erscheinen. Dann wurde es aber doch Trikont München. Enthalten sind Sallmanns DDR-Songs, aber auch erste Lieder über seine ersten Westerfahrungen, z.B. der Arbeitsamts-Song „Dampfwalzenlied
und „Hasso, für dich braucht man kein Lasso über einen Westgewerkschaftsfunktionär.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Austreibungslied
Musik: Sallmann – Text: Sallmann

 

Ach als ich saß im Stasiknast
Berlin-Hohenschönhausen,
da brachten die Genossen dort
mir bei das kalte Grausen.

   Sie sprachen: Ihnen werden hier
   an Knast zehn Jahre blühn.
   Wir ließen Sie auch sofort frei.
   Doch nur nach Westberlin.

Nun sträuben Sie nicht länger sich!
Sie kommen frei, schon morgen.
Bleib’n Sie im Knast, gehen Sie kaputt,
wir würden dafür sorgen.

   So sprachen sie, und lächelten,
   wobei sie schon mit dem
   Ausreiseantrag fächelten,
   denn so ist’s ja bequem.

So trieb man mich zum Land hinaus,
sie fuhr’n mich durch die Mauer.
Mein Herz, es jubelte befreit,
im
Magen wurd’s mir sauer.

   Nun häng ich hier in Westberlin
   Und hör dies Argument:
   Der Meckrer soll doch rübergehn.
   Ach, wenn ich es nur könnt!

Das sag ich euch: Sobald ich kann,
kehr ich zurück nach Osten.
Und ich geh niemals davon ab,
sollt es auch Jahre kosten.

   Doch bis es soweit ist will ich
   Auch hier das Maul aufreißen,
   noch immer macht's von unten Lust,
   nach oben hoch zu beißen.

Seite 2:

1. Tramperromanze
2. Tag am Flußufer
3. Für meine Tochter
4. Kalte Zeit
5. Austreibungslied
6. Erfahrungsbericht
7. Linker Sonntag
8. Dampfwalzenlied
9. Preußischer Klagetango für Hasso den  DGB-Betriebsrat,
    der sich freiwillig selbst umpolte

Seite 1:

1. Lied eines Lagerarbeiters
2. Wiesenlied
3. Queitsch
4. Rentnerschreck
5. Litfaßsäulenlied
6. Spielzeuglied
7. Buchenwaldlied


Spielzeuglied
Musik: Sallmann – Text: Sallmann

 

Die Kinder aus meinem Haus spielen
zwischen den Häuserwänden
und sie halten sich
an ihren Händen:

Und sie spielen Buntfernsehen,
Jesus Christus auferstehen,
Meiers Hansel siehst du nackich
in den Eiscremladen gehen.
Hoffmanns großer Martin knobelt,
doch sein kleiner Bruder popelt.

   Seht ihr, und keinen stört das.
   Keiner macht da auf ein Faß,
   und der Papa kauft dem Jungen gerne was
   und den Kindern macht das Spielen einfach Spaß.

Die Kinder aus meinem Haus spielen
auf unserm Hinterhof,
dort ist noch immer
Vater Zilles Schwof.

Das junge Brautpaar mit Zahnlücken
bekommt sein obligates Happy-end.
Müllers Lieschen erzählt, daß ihr Vati
immer nachts woanders pennt
und
daß die dicke Frau im dritten Stock
in der Küche sitzt und abends flennt.

   Seht ihr, und keinen stört das.
   Keiner macht da auf ein Faß,
   und der Papa kauft dem Jungen gerne was
   und den Kindern macht das Spielen einfach Spaß.

Die Kinder aus meinem Haus spielen
Jagd nach Geheimagenten
und sie halten Plaste-MPi's
in ihren Händen.

Denn die bunten Maschinenpistolen
kann die Mutti aus jedem Laden holen
und so erschießen sie sich!
Und so verwunden sie mich.
Denn sie wissen doch nicht, was sie machen.
und sie haben nur Spaß am Krachen.

   Seht ihr, und keinen stört das.

   Keiner macht da auf ein Faß,
   und der Papa kauft dem Jungen gerne was
   und den Kindern macht das Spielen einfach Spaß.

 

 

Queitsch
Musik: Sallmann – Text: Sallmann

 

Das ist das Lied vom Rentner Queitsch,
er wohnt bei mir im Haus.
Vor Jahren starb die Frau ihm weg,
seitdem lebt er in Suff und Dreck,
den Nachbarn oft zum Graus.

Ist Queitsch mal geil auf Weiberfleisch,
holt er sich die Hyäne.
So heißt im Dorf der Rentnerschreck,
Zweimeterfrau, schön Fleisch mit Speck,
doch leider fehln die Zähne.

Dann badet Queitsch die Frau, sie gehn,
wie’n Brautpaar, brav und niedlich.
Zu Mittag isst sie fünfzehn Klöß’
und braucht zur Nacht gleich viermal Stöß.
Dann wird sie ruhig und friedlich.

Und kommt ein Staatstag mal in Sicht,
kriegt Queitsch ein kleines
Päckchen
von der Volksolidarität,
die fragt aus Anstand, wie’s ihm geht,
da kratzt sich Queitsch am Säckchen.

Am nächsten Tag, da ist er blau,
macht voll im Bett die Kissen.
Zum Aufwischen ist keiner da,
sein Sohn sitzt in Amerika,
und will von Queitsch nix wissen.

Liegt aufm Damm ein toter Hund,
vom Auto breitgefahren,
dann gibt’s bei Queitsch ein Festtagsmal,
das Hundsfell bleicht am Wäschepfahl
und Queitsch kann’s Fleischgeld sparen.

Und wenn im Dorf die Glocken schrei’n,
die neue Zeit einstimmen,
erzählt mir Queitsch den schönen Vers
vom Schneeglöckchen, und fragt: Wie wärs?
Komm, Bruder, laß uns singen!