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CD „Sallmann Seltsam Scharf 1997:

Diese CD präsentiert 11 Songs, erschienen bei United One Records, zu beziehen über Amazon oder über DuDu-Records, Segitzdamm 58, 10969 Berlin

 

 

Ketschupfrau (Seltsam Scharf)

Ketschupfrau, Ketschupfrau!
Mach mal blau, mach mal blau!

Seh ich Dich in Deiner Bude,
Wie Du mein leck'res Frühstück brätst,
Wird mir so seltsam scharf zumute,
Was Du an meinem Blick errätst:
Du streust auf Würste und Bouletten
Den Paprika so dicht wie Schnee.
Ich glaub, ich bin nicht mehr zu retten!
Mir tuen Herz und Hals so weh.

Ketschupfrau, mach mal blau!
Fahr in die Chiliwiesen vor der Stadt,
Iß Dich an frischem Pfeffer satt.
Nimm ein Bad im Tabascosee,
Dann schreist Du laut: Ole', ole'!

Du sagst mir nie: Mein Bester,
kann ich was Gutes für Dich tun
?
Du fragst nur: Willst Du noch Worcester?
Oder bist Du auch dagegen schon immun?
Wie flink Du die Bouletten stückelst,
Du bist das Schärfste, was ich kenn!
Wie Du mich um den Finger wickelst,
Mit Sambal Oelek und Chayenne!

Ketschupfrau, mach mal blau!

Wie Curry gelb sind Deine Haare!
Zigeunersoßenrot Dein Mund!
Dein Blick, auf den ich so abfahre,
Ist heiß wie Bratfett und gesund.
Doch Du stehst lächelnd in der Bude
Und streust mir Pfeffer auf die Wurst.
Du schaust mich an und ich vermute,
Du hast wie ich nur Durst, nur Durst!
Ketschupfrau, mach mal blau!

 

 

Die Mülltonnen


Die Mülltonnen stehen in den Höfen.
Sie führen ein trostloses Leben.
Wer so vor sich dahinvegetiert,
Kann nichts als Gestank von sich geben.

Die Mülltonnen stehen in den Höfen.
Sie leiden an Depressionen.
Sie, die immer nur stinken können,
Träumen von Revolutionen:

Die Mülltonnen werden mit Müll vollgekippt!
Die Mülltonnen woll'n nicht länger leiden!
Die Mülltonnen schau'n zu den Wolken hoch
Und warten auf bessere Zeiten.

Müllauto ist ihnen längst nichts mehr,
Das ist eine alte Ehe!
Die Wolken sind ihr erotisches Ziel.
Wenn doch endlich was geschähe.

Die Wolken kennen die Mülltonnen nicht
Sie ziehen und sind verwundert.
Sie
riechen die Liebe der Mülltonnen nur,
Aber seh'n nicht eine von hundert.

 

 

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Im Bauch vom Omnibus


Nachts wenn ich wach in Kreuzberg lieg,
Allein in meinem Zimmer,
Nicht schlafen kann, wer weiß, warum,
Treibt's mich hinaus wie immer.
Ich steig in die Klamotten 'rein,
Lauf vor dem Deutschlanddamm.
Im kalten Regen glänzt Berlin
Und saugt mich auf wie'n Schwamm.

Ich schwimm im Bauch vom Omnibus
Den nassen Tauentzien 'runter
Und mach um drei am Bahnhof Zoo
'nen Currywurstmann munter.
Dann brät er mir Bouletten, die
So scharf sind wie der Westen.
Neben mir 'n Schäferhung
Frißt aus'm Dreck von Resten.

Zwei Polizisten kommen her
Und woll'n Pommes frites mit Zwiebeln,
Ich fang aus Langeweile an,
Mit ihnen Bier
zu kübeln.
Wir streiten über Ost und West,
Das vereinte Land von morgen.
Ich frag sie, ob sie mir vielleicht
Bis morgen drei Mark borgen.

Da hau'n sie ab, es wird auch Zeit
Ich kauf zwei Bier in Dosen,
Damit ich in der S-Bahn noch
Was habe zum Liebkosen.
Es kommt, wie's kommen muß, ich fahr
Bis tief in' Osten 'rein.
Mit einem Geist: der DDR!
Hab ich ein Stelldichein.

Da treff ich eine fremde Frau
Mit grell geschminkten Lippen,
Die sagt: ich brauch viel D-Mark jetzt,
Ich geh in' Westen strippen!
Sie stolpert über Frischbeton
Der im Erstarren liegt
Der deutsche Stacheldraht
so scheint's
Ist vorerst mal besiegt.

Ich schwimm im Bauch der ersten Bahn
Durchs nasse Gleisdreieck
Und mache mit der Sonne mich
Nach Westen auf den Weg.