CD „Neonschön” 2022: Gesellschaftskritik (14. Arbeiterblues), gallige Liebeslieder (11. Du und ich) und Portraits (8. Ballade vom Landwehrkanal) kommen zusammen mit absurden Späßen (15. Wissenschaftssong) und traditionellem Gassenhauer in neuem Gewand (16. Bolle). Dieses neue Salli-Sallmann-Album ist auch eine Berlin-Platte: In immerhin fünf der 16 Stücke gibt das Thema Berlin den Takt an. Nach seinem Album mit Erich-Mühsam-Vertonungen „Sallmann – Mühsam“ steht diese neue Produktion wieder für Sallmanns eigenes Text- und Musikschaffen. Gemeinsam mit Eberhard Baschien († 2021) präsentiert Salli Sallmann 16 poetisch präzise gearbeitete Stücke, produziert und gemischt im Retox-Studio von Fernand Kenzler und Salli Sallmann. 1 CD Gesamt-Spieldauer: 62 Minuten, erschienen bei DuDu-Records LC 19089, Bestell-Nr. 1005.
Neonschön Musik + Text: S. Sallmann
Graue Katzen in der U-Bahn, Sonntagnachmittag halb vier. Sie riechen noch nach Liebe. Ich rieche schon nach Bier.
Zeitungsschlagzeilen am Kiosk huschen wetterleuchtend weg. Um die Augen hab‘ ich Ringe, an den Schuhen hab‘ ich Dreck.
Schöne Frauen fahle Mienen, graue Katzen, müde, ach: Das, was gestern Nacht die Welt war, ist hinunter längst den Bach.
Neonschön lärmt diese Leere, der Zug fährt in die Finsternis. An irgendeiner Endstation find‘ ich, was ich nicht vermiss.
Auf dem Rummelplatz der Gefühle Musik + Text: S. Sallmann
Auf dem Rummelplatz der Gefühle stehen die Karren nie still. Das Glücksrad kreischt, die Zaubermühle, ich kauf ein Los für was ich will.
Auf dem Rummelplatz der Gefühle tanzen die Affen Ringelreih‘n. Die Eitelkeiten platzen nass zur Siele. Roll’ auf mein Los und tauche ein.
Sirenen heul‘n, die Hauptgewinne Vergessen Säufer auf‘m Clo. Die Frauen zier‘n, die Männer singen Minne. Ich trink mein Bier und sag: hallo.
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Keine Zeit kein Geld Musik + Text: S. Sallmann
Ich möchte mich auch gern mal glücklich verlieben, denn meist ist es bei Beate Uhse geblieben.
Ich wäre gerne schlanker oder auch reich, doch am besten alles beides, und vor allem: gleich.
Ich wäre gern ein Pfau und ich spreizte mein Gefieder, und käme gern mit klugen Gedanken nieder.
Doch leider:
Kein Geld keine Zeit, keine Zeit, kein Geld, kein Geld keine Zeit: es tut mir leid.
Ich möchte gern die weite Welt bereisen, ich möchte gern Dr. Dr. heißen.
Ich möchte gern bessere Autos fahren, doch ich komme nicht dazu auf eins zu sparen.
Und so fährt der schöne BMW Z 3 leider ohne mich an dir vorbei:
Kein Geld, keine Zeit, keine Zeit, kein Geld. Kein Geld, keine Zeit, das tut mir leid.
Ich möchte meine inneren Werte pflegen und Wert auf ein gepflegtes Inneres legen.
Ich möchte innerlich noch mehr reifen, und dass das die tollsten Frauen begreifen.
Dann möchte ich mein Inneres nach außen wenden und starke erotische Signale senden:
Keine Zeit, kein Geld, kein Geld, keine Zeit. Kein Geld, keine Zeit, das tut mir leid.
Ich möchte auch äußerlich schöner sein, und ich tränke gerne besseren roten Wein.
Ich möchte mich auch gerne gesünder ernähren, wenn Schweineschnitzel nicht so lecker wären,
Ich brauche mehr Wellness, mehr Maniküre, damit ich gepflegter die Frauen verführe.
Ich möchte alle Wüsten bewässern. Ich möchte am liebsten die Welt verbessern.
Ich möchte die ganze Welt umrühren, und in der Wirtschaft Demokratie einführen.
Ich möchte, dass ich die ganze Welt rette, wenn ich nur mehr Geld und mehr Zeit hätte.
Kein Geld, keine Zeit, keine Zeit, kein Geld. Kein Geld, keine Zeit, das tut mir leid. |